Topfschlagen auf dem Fehmarnsund
So war „Schlank und Rank 2021“
Das Revier zwischen Orth und Heiligenhafen im Westen der Insel ist für reichlich Wind bekannt. Diesmal hatten wir Verhältnisse, die an das bei Kindergeburtstagen beliebte Spiel erinnern, wo man mit verbundenen Augen mit dem Kochlöffel einen Topf finden muss. Mal war der Wind da, mal dort, mal fort. Rechtzeitiges Erscheinen an der Startlinie half, es musste aber auch laufen. Jede Crew der 30 Boote erlebte freud- bis leidvoll, wie unterschiedlich es laufen kann. So wurden die beiden Wettfahrten von „Schlank & Rank 2021“ zum Wechselbad. Soweit ich es mitbekommen habe, fuhr einzig der Bad Schwartauer Segelmacher Arnd Deutsch mit seinem Johan Anker Einzelbau „Gugger“ in der Startgruppe 2 unangetastet vorne weg.
An der roten Fahrwassertonne mitten im Fehmarnsund frischte es von diesem entsetzlichen Wenig, welches einzig genügsame Bayern, Österreicher, Schwaben oder Schweizer „Wind“ nennen würden, auf eine segelbare Brise auf.
Sämtliche Gründe – 8,5 bis 9 t, die bei Kaumkeinwind von ganzen 74 qm mit Fock statt Genua zu bewegen sind, Segeln ist bekanntlich die schönste Ausredensportart unter der Sonne – verschwanden in der Backskiste. Kein Genöle mehr am „Gamle Swede“ Rad. Schiere Freude statt Opferrolle. Auch der flotte Spinnakerkurs directamente zum Ziel mit schönen Zahlen auf der Logge war herrlich.
Auf der halben Regattastrecke des zweiten Laufs waren viele Schiffe aus der dritten Startgruppe der Gfk-Boote unerreichbar weit weg – vorne, nicht achtern. Die Brise hauchte sich umlaufend kreisend wie sonst nur im August am Plattensee aus. Am Großenbroder Steinriff grausamstes Parken. „Sagt mal Freunde, wie wär‘s mit Kaffee und Kuchen?“ Der Vorschlag wurde von der Mannschaft kalt ignoriert wie meine semisportliche Hoffnung, dass wegen Zeitüberschreitung nur die erste Wettfahrt gewertet wird.
Plötzlich wallte ein thermischer Ost-Hauch über den Deich von Strukkamp bis Albertsdorf. Wohlwollend aus dem Nichts wie auf dem Tegernsee am Pfingstsonntag, wenn alle zur Beichte waren. Gemeinsam mit dem S30 „Viveka“ zogen wir mit sensationellen ein bis drei Knötchen an der vorhin noch unerreichbar voraus liegenden Flotte vorbei. Bis kurz vor dem Ziel war das lustig, wo das Gebläse endete, die gerade überholte Flotte von achtern heranrauschte und uns im Minutentakt nach berechneter Zeit nach achtern durchreichte.
Schlank und Rank 2021 – ein Wechselbad zwischen Roßbreiten-Verzweiflung, etwas ehrlichem Wind, allerfreundlichster Tegernsee-Spezialbrise und dramatischem Zielgedümpel. Der schönste Kindergeburtstag seit 1965. Topfschlagen für alle.
Anspruchsvoll war es auch für den Fotografen Wolf Hansen, dem die Boote diesmal „weder beim Start noch an den Bojen dicht gedrängt vor die Linse fuhren. Infolge der Winddrehungen waren die Kurse schwer einzuschätzen. Auch das milchige Licht mit den Regenwolken über Land“ war für den Linsenkünstler eine Herausforderung. Dafür hatte er Gelegenheit zu Porträts der konzentrierten Leichtwindzupfer. Anzuschauen und zu bestellen auf seiner Online-Galerie.
Schade, dass die klassische 55er Schäre „Sonja“ nicht dabei war. Die wäre ausgezeichnet gelaufen. Auch die ringsum sehenswerte Swede 41 „Sleipnir“ aus unserem Verein hätte eine Bella Figura gemacht.
Mal sehen, was der Schlank & Rank Erfinder Georg Milz von der Idee hält, den Dünnschiffer-Konvent anlässlich des 55. SVLF-Vereinsjubiläums schon im kommenden Jahr auszutragen.
Erdmann Braschos „Gamle Swede“
Ergebnisse:
Vielen Dank Wolf Hansen für die tollen Fotos!
Link zu den Fotos:
https://wolfhansenphotography.zenfolio.com/schlankundrank2021